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Haushaltsrede 2025 - Vorstellung des Haushaltsentwurfs für den Doppelhaushalt 2025/26 durch Bürgermeister Waldemar Gogel im Gemeindeparlament am 19. September 2025


Einleitung

Als ich vor ein paar Wochen mit dem Zug nach Berlin gefahren bin, stand ich am Bahnsteig, der Zug kam pünktlich, ich stieg ein – und trotzdem bin ich am Ziel mit Verspätung angekommen.

Warum? Weil unterwegs plötzlich Baustellen auftauchten, von denen im Fahrplan nichts stand.

Genau so war unser Haushaltsjahr 2025: Wir hatten einen Plan, aber dann kamen ungeahnte Hindernisse. Große Hindernisse. Große Herausforderungen. Doch statt stehen zu bleiben, haben wir die Strecke angepasst, haben neue Gleise gelegt – und sind letztlich doch ans Ziel gekommen.

Der Haushalt, den ich Ihnen heute vorstelle, ist unser neuer Fahrplan. Er berücksichtigt die Baustellen, die sich aufgetan haben, und er zeigt, wie wir trotzdem sicher ankommen.


  1. Rückblick - Ein außergewöhnliches Jahr

Normalerweise bringen wir pro Jahr einen Haushalt ein und schließen ein Haushaltsjahr ab. Aber 2025 war aus haushaltärischer Sicht alles andere als ein normales Jahr.

Wir mussten:

  • zwei Jahresabschlüsse korrigieren, nämlich für 2019 und 2020
  • die Jahresabschlüsse für 2023 und 2024 komplett von null neu aufstellen
  • und zusätzlich den Doppelhaushalt 2025/2026 vorbereiten - alles parallel zum laufenden Tagesgeschäft

Als ich am 1. Januar mein Amt als Bürgermeister antrat, war ich gerade dabei, mein Team kennen zu lernen, als am 20. Januar das Schreiben der Kommunalaufsicht kam: Daraus ging hervor, dass der Haushalt 2025 nicht genehmigt werden kann.

Das bedeutet, dass wir uns seit meinem Amtsantritt in der vorläufigen Haushaltsführung befinden. Heißt: außerhalb unserer Pflichtausgaben, die zwingend notwendig sind, dürfen wir kein weiteres Geld ausgeben. Um es bildlich darzustellen: Es ist uns zwar noch erlaubt, ein Loch in der Straße zu reparieren, der Bau einer neuen Grillhütte ist uns aber untersagt. Denn: dies zählt nicht zu unseren Pflichtaufgaben. Und mit einem nicht genehmigten Haushalt, dürfen wir solche Maßnahmen nicht umsetzen.

Aus einem kleinen Steinchen wurde eine Lawine, denn dazu kam die fehlende Liquidität der Gemeinde. Zum 1. Januar lag unsere Liquidität bei nur 177.467 Euro - pro Kopf waren wir damit die finanzschwächste Kommune in Main-Kinzig-Kreis.

Das bedeutet, selbst wenn wir einen genehmigten Haushalt gehabt hätten, hätten wir Projekte nicht realisieren können, weil wir seit 2021 auch keine Investitionskredite mehr geplant hatten. In Kombination mit der schlechten Liquidität hätten wir gar keine Projekte umsetzen können, die im Ursprungshaushalt geplant waren.

Doch wir haben den Zug wieder zum Fahren gebracht. Das gesamte Team hat mitgezogen von der Finanzverwaltung bis zu Kolleginnen, die sich aus der Elternzeit oder aus dem Krankenstand heraus eingebracht haben.

Unsere neue Kämmerin, Tina Ruzsicska, ist Ende Januar kommissarisch eingesprungen. Sie hat einen großartigen Job gemacht und wir konnten sie als bleibende Kämmerin für unsere Gemeindeverwaltung gewinnen.


2. Aus der Krise gelernt - Strukturen geschaffen

Schon John F. Kennedy, sagte einst „In jeder Krise steckt nicht nur Gefahr, sondern auch Gelegenheit“ - Für uns gilt das in diesem Jahr ganz besonders.

Wir haben die Gelegenheit erkannt, genutzt und umgesetzt.

  1. Wir haben ein kommunales Controlling eingeführt, ein betriebswirtschaftliches Instrument, das uns künftig beim Planen, Steuern, Kontrollieren und Berichten unserer finanziellen Prozesse unterstützt und unser Budget überwacht.
  2. Wir haben Prozesse in der Finanzverwaltung neu und transparenter gestaltet. Zum Beispiel verfügt die Gemeinde jetzt über eine klare Liquiditätsplanung, bei der wir alle Einnahmen und Ausgaben sofort sehen und Situationen, die uns in eine Lage, wie in diesem Jahr versetzen, frühzeitig erkennen und vermeiden können.
  3. Wir haben Dinge angepackt, die sonst vielleicht noch ein wenig länger liegen geblieben wären. Beispielsweise die Förderrichtlinie zur Ansiedlung von Gewerbe.
  4. Doch das Wichtigste ist, wir sind als Team zusammengewachsen. Seit meinem Amtsantritt hatten wir keine nennenswerten Personalwechsel - das spricht für die gute Arbeitsatmosphäre und den Zusammenhalt in unserer Gemeindeverwaltung.

Wir haben gezeigt: Verwaltung kann schnell handeln, wenn es darauf ankommt. Wir sind nicht die langsame Behörde, als die der öffentliche Dienst von manchen vielleicht bisweilen gesehen wird.


3. Haushaltslage 2025 - solide, aber kein Wunschkonzert

Der Ergebnishaushalt 2025 ist nicht ausgeglichen - aber wir können das Defizit aus unseren ordentlichen Rücklagen decken.

Unser Ziel ist klar: wir wollen keine zusätzlichen Belastungen für die Bürgerinnen und Bürger und gleichzeitig gezielt investieren.

Investitionen, die wir für den Doppelhaushalt 2025/2026 geplant haben sind unter anderem

  • die Feuerwehr in Neuses (Neubau) – so stellen wir auch zukünftig die schnelle Einsatzbereitschaft der Neuseser Feuerwehr sicher, investieren in die Gefahrenabwehr und sorgen für die Sicherheit unserer Bürgerinnen und Bürger
  • die Erweiterung der Kita-Zwergenland um 40 weitere Plätze – damit garantieren wir die Betreuung unserer jüngsten Freigerichterinnen und Freigerichter
  • das Baugebiet Dermbach 2 im Ortsteil Bernbach – im kommenden Jahr wollen wir dieses Projekt, dass schon länger auf der Agenda steht, umsetzen. Hier wollen wir knapp 30 attraktive Bauplätze schaffen
  • die Planung des Gewerbegebiets „Birkenhain“ – dieses Projekt läuft ebenfalls auf Hochtouren. Dafür werden wir erstmals eine Bedarfsanalyse unter Freigerichter Gewerbetreibenden vornehmen. Und wir werden ein Gewerbeforum veranstalten – denn wir wollen mit dem neuen Gewerbegebiet vorhandene Arbeitsplätze sichern und neue Arbeitsplätze schaffen.

All das sind nur wenige Beispiele. Insgesamt wollen wir in 2025/2026 knapp 13 Millionen Euro investieren.


4. Unsere finanziellen Spielräume

Wir haben in 2025 ein Defizit in Höhe von rund 2,6 Millionen Euro.

In 2026 haben wir ein Defizit von rund 3,7 Millionen Euro.

Wir können dieses Defizit durch unsere ordentlichen Rücklagen aktuell noch ausgleichen, aber – und das möchte ich ausdrücklich betonen – diese schmelzen rapide zusammen.

Wirklich große Einsparpotenziale gibt es nicht, außer wir wollen Leistungen kürzen:

Die Kreis- und Schulumlage macht rund 14 Millionen Euro aus – mehr als ein Drittel unserer Gesamtausgaben!

Der Defizitausgleich der Kitas liegt bei mittlerweile bei fast 6,5 Millionen Euro.

Zuweisungen und Zuschüsse für Leistungen wie Vereins- und Kulturförderung, Hallenbad, Grundschulbetreuung oder Volksbücherei belaufen sich auf 1,6 Millionen Euro. Und ich Frage in die Runde: Wer will denn hier kürzen?

Wir haben dennoch alle Ausgaben überprüft: 800.000 Euro konnten wir im Jahr 2025 beispielsweise bei Sach- und Dienstleistungen einsparen.

Durch Umstrukturierung konnten wir auch im Bereich der Personalkosten 500.000 Euro einsparen.

Das zeigt, dass wir wirklich an vielen Stellschrauben gedreht haben in Richtung Sparsamkeit. Aber – und das möchte ich hier nochmal ganz deutlich unterstreichen: Wir können an gewissen Rahmenbedingungen nichts ändern.

Wer mich kennt, der weiß, dass ich kein Jammerer bin. Gemeinsam packen wir die Dinge an. So wie diesen Haushalt. Und deshalb freue ich mich, trotz allem - und das ist eine wirklich gute Nachricht: Wir kommen in diesem Jahr ohne die Erhöhung der Grundsteuer aus!


5. Verantwortungsvoll mit dem Fahrplan umgehen

Wir haben in diesem Jahr erstmals den Haushaltsentwurf schon vor der offiziellen Vorstellung in den Fraktionen besprochen. Diese Transparenz hat geholfen, dass wir uns jetzt auf die wesentlichen Punkte konzentrieren können.

Mein Appell an die Fraktionen, an Sie liebe Mitglieder der Gemeindevertretung: Lassen Sie uns diesen Haushalt gemeinsam schultern, diesen Haushalt in gemeinsamer Verantwortung umsetzen, mit Vernunft und Zusammenhalt.

Große Mehrausgaben sind nur mit realistischer Gegenfinanzierung verantwortbar. Große Projekte, mehr Leistungen, wer das möchte, muss klar benennen, wie das zu finanzieren ist.

Deshalb: wir raten deutlich davon ab, zusätzliche Belastungen einzubauen. Ich appelliere an Sie. Verzichten Sie auf Symbolpolitik. Für unsere Gemeinde. Für Freigericht.


6. Blick nach vorn - Unser gemeinsamer Weg

Wir haben 2025 gezeigt: Wir besitzen die nötige Tempohärte und Entschlossenheit, die es in entscheidenden Momenten braucht. Aus einer schwierigen Situation ist es uns gelungen, einen echten Aufbruch zu gestalten.

Wir haben Strukturen geschaffen, die nicht nur kurzfristig wirken, sondern uns auch in den kommenden Jahren Orientierung und Sicherheit geben werden.

Und wir haben ein neues Verständnis von Transparenz nach außen eingeführt, denn wir sind überzeugt: Nur wer nachvollziehen kann, warum Entscheidungen getroffen werden, kann sie auch mittragen. Deshalb setzen wir als Gemeindeverwaltung auf eine offene Kommunikation gegenüber der Politik ebenso wie gegenüber unserer Bürgerschaft. Wir informieren durch Pressemitteilungen auf unserer Internetseite und in der lokalen Presse, nutzen die sozialen Medien für schnelle und direkte Informationen und Einblicke und nehmen regelmäßig Videos mit aktuellen Infos aus dem Rathaus auf. Damit schaffen wir Verständlichkeit und Nähe. Denn wir sehen transparente Kommunikation nicht als Bürde, sondern als ein Grundprinzip der Verwaltungsarbeit.


Schluss – Unser Fahrplan steht – der Zug rollt

Unser Fahrplan steht - und er bringt uns Schritt für Schritt in die Lage, bald wieder mehr investieren zu können, ohne dabei unsere finanzielle Stabilität zu gefährden. Das bedeutet: wir gewinnen Spielräume zurück, können Chancen gezielter nutzen und Zukunftsthemen verlässlich vorantreiben - im Interesse unserer Bürgerinnen und Bürger.

So wird aus Krisenbewältigung nachhaltige Entwicklung, aus dem Spagat zwischen Sparsamkeit und Gestaltungswillen entsteht die Grundlage für neues Vertrauen und für neue Perspektiven.

Der Zug ist jetzt im Rollen. Wir wissen, wo wir stehen. Wir wissen, wo wir hinwollen. Und auch wenn unterwegs neue Baustellen auftauchen, ich bin mir sicher, wir werden gemeinsam ans Ziel kommen.

Vielen Dank.

Ihr Bürgermeister

Waldemar Gogel

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Hinweis für die Presse:

Die Haushaltsrede wird ab dem 20. September 2025 zur Veröffentlichung freigegeben. Für die Berichterstattung gilt das in der Sitzung der Gemeindevertretung am 19. September 2025 gesprochene Wort.